Wer dieses Argument vorbringt, hat sich weder mit Geschichte noch mit Politik beschäftigt. Es soll jetzt gar nicht darum gehen, ob es eine Verschwörung gibt oder nicht, sondern darum, ob es eine geben könnte...
Wenn man an der richtigen Stelle ansetzt, kann man die Volkswirtschaften ganzer Kontinente, wie zum Beispiel die Europas, aushebeln und für großflächiges Elend sorgen. Wir alle sind, sofern wir nicht - wie der Adel - über großflächige Ländereien verfügen, die uns - mit oder ohne - Geld jederzeit mit den für das Überleben wichtigen Verbrauchsgütern versorgen, abhängig von einem funktionierenden Geld-, bzw Währungssystem, das ist schon einmal der erste Punkt. Wenn es gelingt, eine Kontrolle über die Preise und über die Verteilung von Geld auszuüben, dann ist das schon mal die halbe Miete.
Gehen wir einmal einige Jahre in die Vergangenheit, als es einer Gruppe mächtiger Finanziers in England unter dem dem Schlagwort des sogenannten 'Freihandels' gelang, mit der Abschaffung der sogenannten 'Corn Laws', ganz Europa sein wirtschaftliches Diktat aufzubürden. F. William Engdahl hat das in seinem Buch: 'Mit der Ölwaffee zur Weltmacht' sehr anschaulich beschrieben.
Mit der Abschaffung der Korn- Gesetze wurde die englische Wirtschaft für eine Flut billiger Nahrungsmittel aus den Kolonien geöffnet, die dort unter sklavenartigen Bedingungen hergestellt wurden. Die Folge war, dass
1. die britischen Bauern verelendeten, da ihr Einkommen unter das Existenzminimum sank, und die Zahl der für die Industrie zur Verfügung stehenden Arbeitskräfte wuchs. Der Fall der Preise für Lebensmittel trieb auch die Bauern anderer Länder in den Ruin.
2. Mit dem Fallen des Brotpreises sank auch das Lohnniveau der britischen Arbeiter, da der damalige Mindestlohn sowie eventuelle Unterstützungenszahlungen an die Arbeiter sich nach dem Preis für einen Laib Weißbrot richteten.
3. Und last but not least wurden durch die Verbilligung der britischen Produkte auch die Arbeitnehmer in den übrigen europäischen Staaten dazu gezwungen, ihre Produkte ebenfalls billiger anzubieten: "Die billigen Produkte verelendeter britischer Arbeiter drückten die Preise für die aufstrebende Industrie auf dem europäischen Kontinent und in den USA. Sie alle wurden in den erbarmugslosen Verdrängungswettbewerb hineingezwungen" schreibt Engdahl
Kommt ihnen das bekannt vor? Vor ca 10 Jahren lief in sämtlichen Talkshows die Propaganda eines Erpressungssystem namens Hartz IV (abgekürzt H IV) an. Über die vorherigen beiden Jahrzehnten war den hiesigen Arbeitnehmern der Anteil am Produktivitätszuwachs der Wirtschaft verweigert worden, indem man von ihnen Lohnzurückhaltung gefordert und ihnen die anstehende Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit vorenthalten hatte. Dadurch sorgte man für ein wachsendes Heer an Arbeitslosen, weil:
1. das Lohnniveau in Bezug zur Produktivität sank, und daher nicht mehr alle Waren im Inland verkauft werden konnten
2. die wachsende Produktivität auch nicht über eine angemessene Reduktion der Arbeitszeit aufgefangen wurde. So konnten immer mehr Arbeitnehmer 'freigestellt" werden.
Nachdem die Arbeitslosigkeit also einen großen Teil der Arbeitnehmer erfasst hatte, brachte man sie mittels Erpressung, die mittlerweile nicht einmal mehr vor Schwangeren halt macht, dazu, ihre Arbeitsleistung mehr oder weniger zum Nulltarif für die im Inland anbietenden Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die so ihrerseits ihre Produkte billiger anbieten können (und auch müssen, da durch das absinkende Lohnniveau ja nicht mehr genug Geld im System kursiert). So hält man sich diese Anbieter bei Laune. Sie können vorerst noch Gewinne auf dem Rücken von Arbeitslosen machen und haben (zumindest aus ihrer Sicht) keinen Grund, mit dem bestehenden System unzufrieden zu sein.
Und schließlich: Die niedrigen Löhne im Kombination mit der hohen Produktivität bringen nun auch auch die restliche Eurozone unter Druck, da
1. Die für den Export produzierenden Unternehmen mit der deutschen Billig-Konkurrenz nicht mithalten können
2. und die Löhne der deutschen Arbeitnehmer zu niedrig sind, um entsprechend der Exporte auch für Importe zu sorgen und ausländische Waren zu kaufen.
3. Dies treibt eine Volkswirtschaft Europas nach der anderen in die Pleite, es werden Rettungsschirme aufgespannt, damit die Gläubiger zufrieden sind und das Ausland durch seinen Konsum weiterhin für Profite bei den deutschen Export-Unternehmen sorgt.
Derweil werden die Gruppen der Gesellschaft, die nachteilig von dieser Wirtschaftpolitik betroffen sind, gegeneinander aufgehetzt:
1. Die deutschen Arbeitnehmer gegen die Arbeitslosen, da diese vermeintlich zu viel kosten, weil sie vermeintlich nicht arbeiten wollen.
2. Die ausländischen Arbeitnehmer gegen die deutschen Arbeitnehmer, weil die (wahrscheinlich vermeintlich freiwillig) zu billig arbeiten.
3. Die deutschen Arbeitnehmer gegen die ausländischen Arbeitnehmer, weil die vermeintlich zu hohen Löhne haben und nicht bereit sind, den Gürtel enger zu schnallen, so wie die vermeintlich braven Deutschen es vermeintlich freiwillig tun.
4. Die deutschen für das Inland produzierenden Unternehmen gegen die deutschen Arbeitnehmer, weil die nicht billig genug arbeiten wollen
5. Die deutschen Arbeitnehmer gegen die für den Binnenmarkt produzierenden Arbeitgeber, weil die nicht genug Lohn zahlen wollen
Die Arbeitnehmerschaft wird untereinander aufgehetzt:
6. Die Leiharbeiter gegen die Festangestellten, weil die zu viel verdienen und
7. Die festangestellte Belegschaft gegen die Leiharbeiter, weil die ihnen mit ihrer billigen Arbeitskraft die Arbeit wegnehmen
und, und, und....
Da soll mal einer sagen, es wäre nicht doch möglich, Millionen von Menschen zu kontrollieren, wenn man wollte. Man muss nur die richtige Stelle in einem funktionierenden System neu gestalten und alle anderen müssen sich danach richten. Durch falsche Information sorgt man dann noch dafür, dass alle über's Ohr gehauenen sich gegenseitig verdächtigen.
Und so fragt dann keiner:
Wer profitiert eigentlich davon?
Welche Unternehmen?
Und wer hält die Aktien an diesen Unternehmen????
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