Samstag, 9. April 2011

Wie durch Outsourcing die Qualität leidet

Seit nunmehr einem Jahrzehnt betreiben Unternehmen das sogenannte Outsourcing. Mitarbeiter werden entlassen und stattdessen beschäftigt man Leiharbeiter, die man sich von einer Fremdfirma gemietet hat. Angeblich sollte dies dazu dienen, mehr Flexibilität in den Arbeitsmarkt zu bringen, und ich erinnere mich gut an die Zeit, vor ca 10 Jahren, als damalige und zukünftige Vertreter der Industrie-Lobby und das neue Arbeitszeitmodell schmackhaft machen wollten. Es gab keine Arbeit mehr, sondern 'Jobs'.

Natürlich hat diese Vorgehensweise Konsequenzen. Zwar ist sie erst einmal billiger, weil man die Mitarbeiter schlechter bezahlt, aber sofern man nicht das Glück hat, sich die ehemaligen eigenen Mitarbeiter, die man zuvor entlassen hatte, wieder zurückzumieten, leiden höchstwahrscheinlich die Pruduktionsqualität und das Betriebsklima unter diesen Maßnahmen. Die Belegschaft wird gespalten. Es gibt 'Festangestellte' und 'Zeitarbeiter', die man unter Umständen gegeneinader ausspielen kann. Was einmal eine Einheit war, wird getrennt, ein Teil davon wird nach außen verlagert.

Ähnliches erleidet die Menschheit auch auf spiritueller Ebene, wie manche Forscher glauben. So glaubt beispielsweise der gebürtige Nordire Michael Tsarion, dass das Böse, das wir auf der Erde sehen, all die Kriege, sowohl Wirtschaftskriege als auch imperialistischen Feldzüge der westlichen Welt, darauf zurückzuführen sind, dass der Mensch nicht in der Lage ist, seine dunklen Seite in sein Wesen zu integrieren, und ihm diese Verdrängungen aus der Außenwelt wieder entgegenkommen.

Ich schätze Michael Tsarion, aber in diesem Punkt bin ich nicht seiner Meinung. Es liegt nicht in der Natur des Menschen zu töten und zu rauben - im Gegenteil. Schon der Begriff 'unmenschlich', der im Zusammenhang Verhaltensweisen, die auf einen äußersten Mangel an Mitgefühl mit dem Opfer schließen lassen, seien es nun alltägliche kleine Grausamkeiten innerhalb unserer Gesellschaft oder echte Gräueltaten im Krieg, weisen auf eine tiefe Entfremdung in Bezug auf die Grundlagen des menschlichen Wesens hin.

Vielmehr ist es meiner Meinung nach häufig genug das Gute, das nach außen verlagert wird - ist das nicht vielleicht der Sinn von Religionen? Wenn wir das Gute, das Mitgefühl, das Menschliche, den Sinn unseres Daseins, nicht mehr in uns wahrnehmen, brauchen wir einen Propheten oder irgendeinen anderen 'Weisen' (um nicht zu sagen 'Experten') der uns einen Weg weist, den wir eigentlich selbst kennen, in uns selbst finden müssten. Wenn mir aber ein anderer, sei er nun schon seit Äonen tot oder noch am Leben, den Weg zeigen muss, woher soll ich wissen, dass es für mich der richtige, MEIN Weg ist? Woher soll ich wissen, dass ich das, was mir vorgegeben wird, auch richtig interpretiere? Möglicherweise brauche ich dann sogar NOCH jemanden, der mir alles richtig erklärt...

Schließlich und endlich führt das alles dann auch noch dazu, dass man auf irgendeinen Messias, einen Retter warten muss. Das betrifft insbesondere das Christentum. Es ist ja schon jemand an meiner Stelle für meine Sünden gestorben, also brauche ich mich nur zum Christentum bekennen, zu bereuen, und alles wird gut. Jesus Christus liefert den Bailout für all unsere Unterlassungssünden. Wir stehen tatenlos da und erlauben, wie unser Vermögen gestohlen und als Boni für die Banker ausgezahlt wird, während man hier in unserem Land Leute ohne einen Pfennig Geld aus den Argen verweist - diese unmenschliche Praxis macht auch vor Schwangeren nicht mehr halt. Im Ausland wird im Akkord geschuftet, damit wir unsere Konsumgüter zur Verfügung haben und wir lassen zu, dass das Geld, was wir bezahlen, unterwegs von Aktionären gestohlen wird und so bei denjenigen, die sie herstellen fast nichts mehr ankommt. Irgendwie ist es da schon nachvollziehbar, wenn bei christlichen Veranstaltungen, wie bei dem Ökomenischen Tag vor ca einem Jahr gesagt wird, man müsse Jesus jetzt bei den Armen suchen. Ja, denn sie sind es, die für unsere Sünden heute sterben...

Die Folgen des Outsourcing auf der spirituellen Ebene sind dieselben, wie die in der Wirtschaft: Fragmentierung, Zerstörung der Einheit, Unsicherheit. Zu viel Energie wird nach außen verlagert und geht verloren in Institutionen, bei Ritualen und sonstige Beschäftigungen, die eigentlich gar nicht notwendig wären.

Oder, modern ausgedrückt: Die Qualität leidet...


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