Donnerstag, 10. Februar 2011

Inflation oder Deflation?

Es währt unter vielen Volkswirtschaftlern Uneinigkeit. Leidet die Wirtschaft nun unter Inflation oder unter Deflation? Ich würde sagen, beides. Das eine schließt das andere meiner Meinung nach nicht aus - im Gegenteil.


Der üblichen Lehre nach richten sich Preise und Löhne nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage. Ist ein Gut knapp, steigt die Nachfrage und damit die Preise. Ist ein Gut reichlich vorhanden, sinkt beides. Na gut, das ist nicht ganz verkehrt.


Auf jeden Fall kann man für ein Gut, dass knapp ist sehr viel mehr Geld verlangen als für eines, das im Überfluss vorhanden ist. Da versteht man auch, warum Spekulanten überhaupt kein Interesse daran haben, in die Produktion zu investieren. Denn würde durch eine gesteigerte Produktion das Angebot steigen, würde der Preis sinken. Geld lässt sich aber viel besser machen, indem man einen Mangel erzeugt, und die Kosten für die Investition spart man sich dann auch noch - das so gewonnene Geld kann man dann ins globale Casino tragen- wenn's schiefgeht beantragt man 'Sozialhilfe'...


Eine noch schlauere Taktik besteht darin, das Geld an andere auszuleihen, die es dann verzocken. So bleibt man schön im Hintergrund, wenn man sich von der Allgemeinheit unter die Arme greifen lässt. So wie zum Beispiel die Deutsche Bank, die als einer der Hauptgläubiger der HRE 100 Milliarden Euro 'Sozialhilfe' direkt aufs Konto überwiesen bekam.


Viele wissen ja schon, dass neues Geld nur als Kredit in Umlauf kommt. Wenn dieses Geld nicht in die Realwirtschaft fließt, also beispielsweise als Investition in die Produktion geht und so dafür sorgt, dass die Produktion entsprechend der höheren Geldmenge steigt, ist dieses Geld natürlich inflationär. Denn einer höheren Geldmenge steht keine höhere Menge an Gütern und Dienstleistungen zu Verfügung.


Weiter geht, es wenn der Kredit 'zurückbezahlt' wird. Zwar stimmt der Begriff 'zurückzahlen' nicht so ganz, denn es wurde ja von vornherein eigentlich gar nichts ausgeliehen. Im Grunde ist es eigentlich sogar konsequent, wenn das von vornherein niemals existierende Geld nun aus den Büchern getilgt wird. Immerhin hat es im Idealfall, falls es nicht nur sinnlos verspielt wurden, sondern für ein mehr an Gütern und Dienstleistungen und so für einen höheren sozialen Ertrag gesorgt hat, eine wichtige Funktion erfüllt, auch wenn es nun nicht mehr da ist. Allerdings fehlt es nun im Wirtschaftskreislauf. Ein weiteres Problem entsteht, wenn die ZINSEN für den Kredit (also für das Ausleihen von vornherein gar nicht existierenden Geldes) fällig werden. Denn das Geld für die Zinsen muss dem bereits kursierenden globalen Geldstrom ( der ebenfalls aus Krediten besteht) entnommen werden - es reißt eine neue Lücke und fehlt dann im Wirtschaftskreislauf. Es sei denn irgendjemand nimmt einen neuen Kredit auf, der diese Lücke wieder füllt. Aber auch für diesen Kredit werden irgendwann einmal Zinsen fällig werden. Und so weiter, und so weiter....


Ein Kredit wird aber natürlich nur gewährt, wenn sich die Gläubiger Profite von dem Kreditnehmer versprechen. Das wird zunehmend schwieriger werden, in dem Maße wie sich die Geldmenge in Bezug auf die Gütermenge verknappt. Die Geldmenge vermehrt sich zwar, und das exponentiell - es können nicht so viele Güter und Dienstleistungen geschaffen werden, um mit der Zinseszinsformel Schritt zu halten (das wäre auch aus umwelttechnischen Problemen nicht sinnvoll). Doch aufgrund des ständigen Abflusses an Geld aus der Realwirtschaft wegen der zu enrichtenden Zinsen (das als Rendite auf die Konten von Aktionären fließt), sinkt auch die in Bezug auf die Güter vorhandene Geldmenge. So ist trotz der ständig steigenden Geldmenge immer weniger Geld im Umlauf, um alle Waren zu kaufen. Unternehmen bleiben auf ihren Waren sitzen, oder müssen sie unterhalb des Produktionspreises verkaufen. Da sie auf die Dauer so keinen Gewinn machen, machen vor allen Dingen kleinere Betriebe pleite. Arbeitskräfte werden 'freigesetzt'. Es kursiert noch weniger Geld. Große Konzerne, die mit den Banken häufig unter einer Decke stecken, bekommen aber immer weiter Kredite und können so kleinere Anbieter unter den Tisch konkurrieren...


Aber noch mal zurück zu dem Geldproblem. In manchen Wirtschaftswissenschaftlichen Büchern wird behauptet, der Grund für die Misere und die ständigen Auf- und Abzyklen im Wirtschaftskreislauf sei darauf zurückzuführen, dass die Löhne der Arbeitnehmer nicht so lange fallen, bis der Preis sein Optimum erreicht hat, der Unternehmer seine Waren wieder verkaufen und wieder Profit machen kann. Für sie sind die Gewerkschaften der Bremsklotz in dem ganzen Wirtschaftsgeschehen. Hierbei lassen sie völlig außer Acht, dass der Preis vor allen Dingen auch deswegen nicht endlos fallen kann, weil ein Unternehmer in der Regel ja die Zinslasten für bereits aufgenommene Kredite zu tragen hat. Und die fallen natürlich auf keinen Fall - im Gegenteil, aufgrund der Zinseszinsformel wachsen sie exponentiell! So sind es in der Regel die Zinsen und nicht die gesteigerte Nachfrage, die für die regelmäßigen Preissteigerungen sorgen. Da die Arbeitnehmer aufgrund der Zinsen gestiegenen Preise immer weniger Geld zur Verfügung haben und daher weniger kaufen können, sehen sich die Unternehmen häufig genötigt, ihre Waren trotz gestiegener Kosten (für die Zinsen) trotzdem billiger anzubieten und die Preise zu senken.


Was passiert also? Der Verlust für die fallenden Preise muss aus den Arbeitnehmerlöhnen herausgepresst werden, da die Gewinnerwartungen der Bankaktionäre trotz der aus Geldmangel sinkenden Nachfrage weiter exponentiell steigen. Da aber die Arbeitenehmer aber nicht nur diejenigen sind, die die Dienstleistungen zur Verfügung stellen, und so dem aus dem Nichts geschöpften Geld der Privatbanken überhaupt erst seinen Wert verleihen, sondern auch diejenigen, die für die Nachfrage sorgen, wird trotz der fallenden Preise immer weniger gekauft. Die Preise müssen also weiter sinken, Unternehmer machen keinen Profit mehr und gehen pleite. Arbeitnehmer werden entlassen. Es werden also noch weniger Güter und Dienstleistungen verkauft. Trotz steigender Geldmenge, die somit inflationär ist, fehlt immer mehr Geld in der Realwirtschaft, die immer weiter in die Krise strudelt.


Was wäre die Lösung? Innerhalb unseres bestehenden Geld- und Wirtschaftssystems müsste das überschüssiger Geld, das auf den Konten von Aktionären und Inhabern großer Geldvermögen nutzlos herumliegt, mittels Steuern abgeschöpft und behutsam in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Da es inflationär ist, und es sehr viel mehr Geld gibt, als man dafür kaufen kann, darf das Geld nicht unbedacht in das Wirtschaftssystem fließen, denn so könnte es tatsächlich zu einer galoppierenden Inflation kommen. Vielmehr muss die Realwirtschaft Zeit haben, sich mit der Produktion und dem Angebot an Dienstsleistungen auf die gestiegene Geldmenge einzustellen.


Es wäre also rein wirtschaftlich gesehen sehr vernünftig, Mindestlöhne einzuführen oder noch besser, die Arbeitnehmer so abzusichern, dass sie Arbeiten, die zu gering entlohnt werden, gar nicht erst annehmen müssen (also Hartz IV Sanktionen abzuschaffen und den Sozialhilfesatz zu erhöhen). Steigende Löhne gerade bei denjenigen, die jetzt am wenigsten verdienen und höhere Sozialhilfesätze würden die Wirtschaft stabilisieren. Denn die Wirtschaft würde dann am stabilsten wachsen, wenn diejenigen, die am wenigsten haben, am meisten mehr bekommen, da sie kaum etwas sparen, sondern alles ausgeben würden. Die in den letzten Jahrzehnten betriebene Wirtschaftspolitik, die den Arbeitnehmern um ihre größere Teile des von ihnen erwirtschafteten sozialen Ertrages betrogen hat, ist nicht nur ungerecht, nicht nur unvernünftig - sie ist in höchstem Maße unsinnig und verantwortungslos!!!

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