Freitag, 25. Februar 2011

Der Arbeitsmarkt - für Arbeitssuchende eine Reise nach Jerusalem...

Kennen Sie noch das Spiel aus Kindertagen, das gerne bei Kindergeburtstagen und sonstigen Anlässen gespielt wurde? Man stellt eine Reihe von Stühlen mit den Rückenlehnen gegeneinander auf. Dabei achtet man darauf, dass es immer EINEN Stuhl weniger als Teilnehmer an dem Spiel gibt. Man spielt die Musik ab, die ohne Vorankündigung stoppt. Alle stürzen sich auf die Stühle und versuchen eine der Sitzgelegenheiten zu ergattern. Ein Spielteilnehmer bleibt übrig und ist aus dem Spiel, die anderen sind eine Runde weiter. Das geht so lange, bis jemand gewonnen hat.

Übertragen wir das nun auf den Arbeitsmarkt.

Warum erwähnt eigentlich niemand, weder in den Medien noch in den Parteien die wahren Ursache für die Arbeitslosigkeit?

Eigentlich ist es ganz einfach. Es gibt zu wenig Arbeitsplätze. Die Gründe hierfür sind vielfältig, sie reichen von den Sparmaßnahmen der öffentlichen Haushalte bis zur von den Regierungen der letzten Jahrzehnte verursachten Deflation, also den Mangel des sich im Umlauf befindlichen Geldes. Man hatte Aktionären und anderen Besitzern großer Geldvermögen erlaubt, viel mehr Geld zu besitzen, als sie brauchen, um sich dann das nutzlos auf den Konten herumliegende Tauschmittel gegen Zins und Zinseszinsen wieder zurückzuleihen.

Aber bleiben wir trotzdem einmal beim Arbeitsmarkt: Tatsache ist: Die Anzahl der Arbeitssuchenden ist ZEHNMAL höher als die Zahl der offenen Stellen!

Ich bin mir darüber im Klaren, dass dies natürlich nur Annäherungswerte sind - denn längst nicht jeder Arbeitssuchende ist arbeitslos gemeldet und längst nicht jede freie Stelle wird über die ARGEn vergeben, und längst nicht jede freie Stelle, die die ARGE in ihren Statistiken führt, ist tatsächlich auch noch zu besetzen. Trotzdem sollte klar werden, mit welchen Größenordnungen wir hier zu tun haben.

Der Anschaulichkeit halber wollen wir dieses Szenario einmal auf unser Spiel aus Kindertagen übertragen. Nur kreisen hier nicht 10 Teilnehmer um 9 Stühle, sondern 10 Teilnehmer um EINEN Stuhl. Geht die Musik aus, und alle stürzen darauf, gewinnt einer und 9 bleiben übrig. Eine Größenordnung höher kreisen 100 Personen um 10 Stühle und 90 bleiben übrig. Oder nehmen wir an, 1000 Teilnehmer kreisen um 100 Stühle - dann bleiben 900 übrig. Das ganze kann man dann hochrechnen, bis man bei der offziziellen Anzahl der gemeldeten Arbeitslos gemeldeten plus 1-Euro-Jobber und Aufstocker ist.

Egal, wie sehr sich die Teilnehmer bemühen - die Anzahl derer, die übrig bleiben, wird sich so niemals ändern! Das einzige was sich ändern kann, ist möglicherweise die Zusammensetzung der Gewinner bzw. Verlierer.

Anscheinend sind diese einfachen Berechnungen, die jeder Grundschüler nachvollziehen kann, vor lauter Medien-Gehirnwäsche völlig in den Hintergrund gerückt.

Und jetzt kommt die große Preisfrage: Wo werden bitte schön mehr Arbeitsplätze geschaffen, wenn man den Arbeitnehmern immer mehr von ihrem Gehalt wegnimmt, und denjenigen, die als erstes aus dem Spiel geflogen sind, ihre Leistungen kürzt und unter immer größeren Druck setzt? Kann mir irgendjemand unserer 9Mal schlauen Politiker, kann mir irgendein Sachbearbeiter aus dem Arbeitsamt, auf diese einfache Frage eine Antwort geben?

Wahrscheinlich haben sie keine. Die Antwort lautet nämlich: Es werden so überhaupt keine Arbeitsplätze geschaffen, ganz im Gegenteil! Dadurch dass immer weniger Geld kursiert, das ausgegeben werden kann, leidet die Wirtschaft unter einer Deflation. Die Preise müssen immer weiter runter, und immer billigere Arbeitskraft muss immer mehr produzieren.

Es soll gar nicht bestritten werden, dass viele Unternehmen und vor allen Dingen Konzerne sich unter Zuhilfenahme der Ausrede, sie könnten aus Gründen der Konkurrenzfähigkeit nicht mehr für die Arbeit bezahlen, überproportional bereichern.
Aber nichtsdestotrotz: Weder durch ständige Kürzungen, noch durch noch so viel Druck, der auf Arbeitssuchende ausgeübt wird, enstehen mehr Arbeitsplätze, vielmehr kursiert immer weniger Geld im Wirtschaftskreislauf, das kaufen kann und so ist es nur logisch, wenn insgesamt immer mehr Menschen entlassen werden müssen.

Hat man dies einmal begriffen, ist die ganze Faulheitsdebatte einfach obsolet. Uninteressant! Mag sein, dass es Leute gibt, die faul sind - und wenn schon! Dann sollen sie doch zu Hause bleiben und nicht arbeiten. Um so besser, wenn sie das Arbeiten denjenigen überlassen wollen, die eben schon arbeiten wollen. Sollen sie ruhig in der sozialen Hängematte liegen, sie sollte am Besten sehr viel bequemer sein! Denn das würde dazu führen, dass die Arbeitgeber eben entsprechend mehr zahlen müssten um sich Arbeitnehmer in ihr Unternehmen zu locken - und so würde auch wieder mehr Geld in die Sozialkassen fließen.

Viel muss man von der Wirtschaft nicht einmal verstehen, um diese einfachen Zusammenhänge begreifen zu können - ein bisschen gesunder Menschenverstand und einfache Grundrechenarten genügen.

Stattdessen haben viele Menschen ihr Gehirn anscheinend bei der Politik und beim Fernseher abgegeben, die ihnen das Denken und Handeln abnehmen können, damit sie selbst in Ruhe auf der Couch sitzen bleiben und irgendeinem armen Mitmenschen die Schuld für die ständige Ebbe in ihrem Geldbeutel und den dauernden Stress in der Arbeit geben können.

So ist es ja auch aus zweierlei Gründen viel bequemer - man kann die Mitverantwortung für die desolate Lage vieler Menschen in diesem Land, die nicht einmal mehr genug zum Essen haben, schön von sich weisen und sich gleichzeitig noch selbst in den Himmel heben, weil man für so wenig Geld so viel für seine Ausbeuter arbeitet...

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