Donnerstag, 27. Mai 2010

Internationaler Finanzterrorismus und das IWF-Monster

Der IWF, einst geschaffen, um die Währungen der Länder der Ersten Welt zu stabilisieren, ist heute ein Instrument, um feudale Strukturen aufrecht zu erhalten.

Das Muster lautet wie folgt: Zunächst muss die Wirtschaft eines Landes zerstört werden, dann übernimmt der IWF das Ruder, und macht die Bahn frei für westliche Investoren und sonstige Rendite-Jäger, manchmal mit der Folge, dass die Kinder eines Landes verhungern, um die Forderungen der Gläubiger zu bedienen.

"Müssen wir weiter unsere Kinder verhungern lassen, nur damit wir unsere Schulden zurückzahlen können?" sagte einst der Präsident von Tansania, Julius Nyerere.

Abhängigkeit von internationalem Kapital

Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass ein Land von den Krediten des IWF abhängig wird?

Zum Teil muss man bis in die Kolonialzeit zurückgehen, um Antworten zu finden. Die gewachsenen Strukturen der Kolonialländer wurden zerstört und Monokulturen installiert, mit denen die Nachfrage der westlichen Welt nach exotischen Gütern befriedigt wurde. Das hat sie extrem abhängig von Importen aus den westlichen Ländern gemacht. Die heimische Produktion an Nahrungsmitteln wurde reduziert und statt dessen beispielsweise Kaffee oder Fleisch für den Export produziert, daher mussten zudem auch noch Nahrungsmittel importiert werden, die das Land eigentlich selbst hätte erzeugen können. Mit dem Öl-Preis-Schock der 7oer Jahre verteuerte sich der in Dollar gehandelte Rohstoff Öl, so dass die exportierenden Länder unverhältnismäßig viel mehr exportieren mussten, um die Devisen für den Einkauf von Öl aufzubringen.

Sie hielten mit ihren Dollar-Aufkäufen auch die amerikanische Währung stabil, die andernfalls wegen einer Inflation schon längst zusammengebrochen wäre, denn schon seit Jahrzehnten finanzieren die USA ihre Kriege auf internationalem Terrain, indem sie die Notenpresse Tag und Nacht arbeiten lassen. So finanzierten also die Länder der Dritten Welt die amerikanische Kriegsindustrie und den militärisch industriellen Komplex, und mussten dann doch wegen der explodierenden "Schulden" irgendwann einmal den IWF ins Land lassen. Die Rezepte des IWF zur "Stabilisierung" der Haushalte haben sich seit Jahrzehnten nicht geändert: Haushaltskürzungen, Abbau von Sozialleistungen, Privatisierung.


Folgen des IWF-Programms


Die "freiwerdenden" Arbeitsplätze aus dem öffentlichen Sektor, der aus den Kürzungen der Sozialleistungen resultierende Druck auf die Löhne, und die daraus folgende nachlassende Binnennachfrage bewirken eine verstärkte Abhängigkeit vom Export. Da meist mehrere Länder auf dem Weltmarkt unter diesen Bedingungen mit ihren Produkten auf dem Weltmarkt miteinander konkurrieren, verfallen die Preise und so sinken die Einnahmen aus den Exporten, obwohl sich die Menge der exportierten Güter vervielfacht, während sich Importe aufgrund der vom IWF ebenfalls geforderten Abwertung der Währung verteuern. Gleichzeitig müssen noch die Zahlungen für die "Bedienung" der Schulden aufgebracht werden. Die Länder zappeln in der erbarmungslosen Schuldenfalle, und während diese in der westlichen Welt als "bedürftig" gehandelt werden, landet ein Großteil der "Entwicklungshilfe" wieder auf den Gläubiger-Konten. Derweil fordert man die Bürger der westlichen Welt mittels Plakaten auch noch zu Spenden auf.


Die Ostasien-Krise


Die Ostasien-Krise beispielsweise wurde hervorgerufen, weil man diesen Ländern die Öffnung ihrer Märkte für internationales Kapital aufgedrängt hatte. Dieses Kapital floss erst in die Wirtschaft, sorgte für überhitztes Wachstum, und wurde dann plötzlich wieder abgezogen. Zusätzlich spekulierten Hedge-, oder andere Fonds auf die Währung, was wie folgt funktioniert: Durch Aufnahme von Krediten in der heimischen Währung wird zunächst die Geldmenge erhöht, ohne dass dem ein Mehr von Waren oder Dienstleistungen gegenüberstehen würde. Das Geld wird nicht in die Produktion investiert, sondern in Dollars umgetauscht, so geschehen in Thailand. Durch den Abbau seiner eigenen Dollarreserven versuchte nun Thailand die überschüssigen Baht aufzukaufen, um seine Währung zu stabilisieren und brauchte so seine Dollarreserven auf. Als diese erschöpft waren, musste der Baht massiv abgewertet werden und die Wirtschaft brach zusammen . Die Spekulanten konnten ihre Dollar dann ganz billig wieder in Baht zurücktauschen, ihre Kredite bezahlen und einen hübschen Dollargewinn machen. Der IWF übernahm das Ruder und westliche Firmen rissen sich dann die Anlagen der heimischen Industrie billig unter den Nagel, und konnten mit "Hilfe" des IWF Programms die Einwohner des Landes billig für sich arbeiten lassen.


Der IWF in Europa


Manche Länder der 3. Welt haben es mittlerweile sogar irgendwie geschafft, der IWF -Falle zu entkommen - nicht überliefert ist die Anzahl an Menschenleben, die das wohl gekostet haben mag. Einige Jahre war es ruhig um den IWF geworden, in der 3. Welt mochte man diesen tödlichen Köder nicht mehr schlucken. Das mag wohl der Grund dafür sein, dass das Monster sich neue Jagdgründe gesucht hat, und nun in Europa wütet.

Beispiel Island:

Birgitta Jonsdottier schildert wie es zum wirtschaftlichen Zusammenbruch kam, und der IWF in das Land gelassen werden musste:

Die Privatisierung des Bankensektors hatte für ein unverhältnismäßiges Anwachsen der Geldmenge gesorgt. Bei Zusammenbruch der Wirtschaft hatte die Geldmenge das 12fache des BSP erreicht. Während des zuvor stattfindenden Booms hatte sich die Regierung zudem bei internationalen Firmen wie Bechtel und Alcoa verschuldet. Die "Icesave" Bank, eine Internet-Bank, die mit aggressiven Zinssätzen um ihre Kunden geworben hatte, und die ebenfalls zusammengebrochen war, löste ihre Probleme, indem sie ihren britischen Kunden das Minimum von 20.000 Euro bezahlte, und der isländischen Bevölkerung die Rechnung dafür schickte. Es kam also einiges zusammen...


Das gesamte Land wurde als Terroristengruppe eingestuft, auf die der sogenannte "Terrorist Act" angewendet wurde. Die Devisenströme zwischen Island und der internationalen Welt kamen zum Erliegen, die Konten der Isländer wurden eingefroren. So weich geklopft musste sich das Land auf IWF-Kredite und deren scharfen Sanktionen einlassen - Island mit seinem rauhen Klima ist in hohem Maße auf Nahrungsmittelimporte aus dem Ausland angewiesen, es drohte eine Nahrungsmittelknappheit. Auch die anderen nordischen Länder waren nur gewillt, Island mit Krediten auszuhelfen, wenn es sich unter den "Rettungsplan" des IWF stellte - und der machte sein Hilfspaket wiederum darum abhängig, dass die Isländer die Bürgschaft für die Icesave übernahmen, die eine Pro-Kopf-Verschuldung von 20.000 Euro pro Isländer bedeutete. Die Schlinge um den Hals der Isländer war über Jahre geknüpft worden, und doch hatten sie davon nichts mitbekommen - denn mit der Privatisierung der Banken waren auch Gesetze, die das Treiben der Banken hätten überwachen sollen, abgeschafft worden - und gleichzeitig waren auch die Medien in den Besitz der Banken gekommen, mit allen Folgen für eine kritische Berichtertstattung.

"Das kann in jedem Land passieren!" warnt Birgitta Jonsdottier - mit Sicherheit zu Recht.

Auch in Rumänien kam anscheinend der IWF zum Zuge, und - wie wir jetzt alle mitbekommen haben, soll er jetzt auch in Griechenland in Aktion treten. Das wiederum wird Folgen für uns haben: Das IWF-Programm wird dafür sorgen, dass die Griechen ihre Schulden auf die Dauer nicht werden bedienen könnten. Herr Ackermann und die, wie wir am Beispiel der amerikanischen Immobilien-Krise gesehen haben, völlig inkompetenten Rating-Agenturen haben dafür gesorgt, dass die Zinsraten hoch genug sind, um Griechenland auf jeden Fall in den Bankrott zu treiben. Dass das Geld dann nicht einmal an die arbeitende Bevölkerung, sondern an die Renditejäger geht, ist da nur noch schmückendes Beiwerk. Für diesen Fall wurde der europäische "Rettungsschirm" gespannt - und auch der soll nicht Griechenland retten, sondern den Aktionären ihre Renditen garantieren. Natürlich ist das für uns wieder mit wachsenden Schulden verbunden, dass man - wir kennen das Programm sogar ohne IWF - "lösen" wollen wird, indem man Sozialleistungen abbaut, so die Binnennachfrage vernachlässigt und sich auf den Export konzentriert. Wenn die Deutschen nicht bald aufwachen und diesen Wahnsinn stoppen, werden sie froh sein, wenn man überhaupt noch irgendwann Verwendung für sie haben wird im Arbeitslager Deutschland. Wer kein Geld hat, wird eben umsonst arbeiten müssen, und sich noch das neue Motto der Faschisten: "Leistung muss sich wieder lohnen" anhören dürfen...


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