Samstag, 29. Mai 2010

Bericht über I-Pad Ausbeutung spaltet Gesellschaft

Einer Bekannten von mir zufolge soll kürzlich im Fernsehen ein Bericht über die neuen I-Pads gekommen sein. Man zeigte die Schlangen von Leuten, die vor den Verkaufshäusern standen, um ihr Objekt der Begierde zu ergattern - dem wurde ein Bericht über die unmenschlichen Arbeitsbedingungen bei der Herstellung gegenüber gestellt. Man sollte es für lobenswert halten, dass in kritischer Weise über die Schattenseiten unserer "Konsumgesellschaft" berichtet wird - die Art und Weise, wie es geschieht, ist natürlich mal wieder plumpe Meinungsmache.

Erst einmal ist es so, dass fast ALLES, was es in den Läden zu kaufen gibt, unter unmenschlichen Bedingungen hergestellt wird. Das reicht von Kleidung über Spielzeug bis hin zu Computern. Egal um welche Marke es sich dabei handelt. Ob es nun die Nike-Boots sind oder irgendwelche Billig-Turnschuhe. Der Unterschied ist nur der Bekanntheitsgrad der Ausbeutung.

Aber wer sind die Nutznießer? Das hat man wohl vergessen, dazu zu sagen. Es sind doch nicht die Konsumenten diejenigen, die von der Menschenschinderei profitieren - sie bezahlen schließlich nicht eben wenig Geld für das gewünschte Produkt. Aber was passiert mit dem Geld auf seinem Weg von den USA, Deutschland oder anderen Ländern auf seinem Weg nach China, wenn bei den Produzierenden nur noch wenige Cent ankommen?

Die meisten Leute sind schon so träge im Denken, dass sie sich diese Frage gar nicht stellen. Bei einigermaßen funktionierendem Gehirn und miteinander kommunizierenden Synapsen, müsste man recht schnell zu dem Schluss kommen, dass es die produzierenden Firmen sein müssen, die sich das Geld einstecken! Und wem gehören die Firmen? - Aktionären, die ihre Renditen von 10 Prozent oder mehr machen wollen.

Um zu dieser Schlussfolgerung zu kommen, braucht es weder viel Intelligenz, noch viel Fachwissen. Hiervon ausgehend könnte man anfangen sich weiter zu informieren. Täte man dies, käme man den Profiteuren noch genauer auf die Schliche. Zu empfehlen wäre zum Beispiel das Buch : Global - Brutal von Michel Chossudovski.

Choussodovski zeigt auf, wie groß das Missverhältnis der Einkommen der Arbeitnehmer und derjenigen, die überhaupt nichts zum Herstellungsprozess beitragen, ist: Am Beispiel von 10 Hemden, die im Verkaufsland für insgesamt für 300 Dollar über die Theke gehen, verbleiben wenige Dollar bei denjenigen, die tatsächlich noch dafür arbeiten - sei es bei der Produktion im Ursprungsland, seien es die Verkäufer im Westen, beispielsweise in den USA.

Etwa 90 Prozent des Geldes geht entweder an Aktionäre des Herstellers, an Bankaktionäre für abzuzahlende Kredite der betreffenden Firmen und an Eigentümer von Lager und Verkaufsstätten für den Mietzins. Und DAS ist der Grund, warum unter so menschenunwürdigen Bedingungen gearbeitet werden muss.

Diese Hintergründe zu beleuchten, hat man bei der Berichterstattung, die kürzlich im Fernsehen lief, wohl vergessen! Ich finde es ist müßig, darüber zu diskutieren, ob man nun ein I-Pad braucht oder nicht. Ich persönlich brauche keins, aber wenn jemand so etwas unbedingt haben möchte - bitte, warum auch nicht. Die Missstände betreffen auch andere Dinge, die wir eben schon brauchen, wie zum Beispiel Kleidung oder Computer.

Die Lösung besteht meines Erachtens nicht darin, den Konsumenten Schuldgefühle dafür einzureden, dass sie mit ihrem Konsum für Wirtschaftswachstum sorgen (das ja notwendig ist, um die Forderungen der Zinsprofiteure zu befriedigen) oder die Gesellschaft in "böse" I-pad-Konsumenten und (freiwillige oder unfreiwillige) Abstinenzler zu spalten.

Man sollte sich zusammen tun, die Missstände UND die Verursacher nennen, und diese auch DIREKT ansprechen, indem man etwa einen Brief an die entsprechende Firma schreibt, und sie auffordert, den unmenschlichen Arbeitsbedingungen ein Ende zu setzen, und auch klar benennen warum: Es darf nicht sein, dass Aktionäre sich in so unverhältnismäßiger Weise am Leid anderer Menschen bereichern!

Es nützt nichts, wenn einige wenige das tun, wenn viele das täten, würde es sicherlich einen Unterschied machen. Dazu müsste man aber erst einmal so weit durchdringen zum "Untertan", dass der nicht wieder mit den Achseln zuckt und sagt: "Das ist eben so, da kann man nichts machen."

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