Dienstag, 20. Oktober 2009

Herr Sarrazin, die SPD und der Vormarsch des Faschismus

Es ist ja nichts Neues, dass Herr Sarrazin mit blödsinnigen Bemerkungen über die Benachteiligten der Gesellschaft von sich reden macht. Es überrascht nicht, dass es in dieser Gesellschaft Menschen mit rassistischer Grundhaltung gibt. Zum Rassismus ist auch die Verachtung für Hartz-IV-Empfänger zu zählen, denen man gerne über die Medien und mittels Sozialarbeitern einreden will, sie seien letztendlich selbst schuld an ihrer Misere (Stichwort: "Eigenverantwortung"). So eine Meinung kann sich nur leisten, wer von der Lebensrealität der Entrechteten keine Ahnung hat.

Was einigermaßen verwundert, ist jedoch, dass man so jemanden ausgerechnet in einer Partei wie der SPD vorfinden muss. In den Führungspositionen tummeln sich hier die Menschenverachter, treten sich wegen Überfüllung schon fast gegenseitig auf die Füße und geben sich die Klinke in die Hand. Zu ihnen darf auch Herr Clement gezählt werden, der seinerzeit von sich reden machte, als er uns erklärte, dass es ohne Armut nicht gehe in unserer Gesellschaft, sowie Herr Müntefering, der ebenfalls der Nazi-Arbeitslager-Herrenrassen-Ideologie huldigte, indem er nur denjenigen, die auch arbeiten, etwas zum Essen zugestehen wollte. Damit hat er wahrscheinlich große Teile der Bevölkerung auf seiner Seite, denn nur durch Arbeit wird ja hier der Mensch überhaupt erst zum Menschen geadelt.

Der Schaden, den die SPD mit ihrer Arbeit an der Regierung angerichtet hat, ist unermesslich. Denn was wollen sie jetzt, nachdem sie den sozialen Kahlschlag gnadenloser als je eine andere Partei zuvor, vorangetrieben haben, jenen Vertretern der Kleinbürger, die sich unter dem Vorwand der "Eigenverantwortung" den Faschismus eigentlich schon immer ganz offen auf die Fahnen schrieben, eigentlich noch entgegensetzen?????

Die Arbeitslager-Ideologie wird weiter vorangetrieben werden und ihre Unterstützung finden bei jenen, die in ihrem kleinkarierten Heim und ihrer kleinkarierten Lebensvorstellung, nämlich dass des Menschen Lebensziel nicht etwa in der Verwirklichung seiner Potentiale und seiner Fähigkeiten liegt, sondern in Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit, vermengt mit einem kräftigen Schuss Arschkriecherei.
Dass der Reichtum, den der Biedermann erschaffen hat, nicht in die Taschen von angeblichen Faulpelzen floss(schön wärs ja, das hätte wenigstens das Wirtschaftswachstum angekurbelt), sondern mittels des Zinsmechanismus auf die Konton der Riesenvermögenden wanderte,mag er einfach nicht einsehen. Auf den Nächsten zu schimpfen, auf Ausländer, Hartz-IV Bezieher, demnächst wahrscheinlich auf Alte und Kranke, ist eben einfacher.

Und die Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit hält ja auch so schön vom Nachdenken ab, vom Nachdenken darüber, warum unsere Welt so ist wie sie ist, warum trotz explodierenden Reichtums die Armut auf der Welt auf dem Vormarsch ist, warum im Land unseres "großen Bruders", den USA, in manchen Städten wieder die Tuberkulose - eine soziale Krankheit, die vor allen unter schlecht Ernährten und schlecht untergebrachten Menschen und daher vor allen in Kriegszeiten grassiert - wieder um sich greift, warum sich vor den Toren Europas Millionen von Menschen drängen, auf der Flucht vor Hunger, Armut und Krieg. Denn vor der Armut fliehen wollen müssen darf natürlich nur der durch die Hartz-IV Gesetze genötigte Deutsche, nur er darf Familie und Heim verlassen verlassen wollen müssen, um sich einer anderen Region des Landes zu einem Hungerlohn zu verdingen und damit zu einem weiteren Verfall der Löhne beizutragen. Von ihm wird verlangt, bei ihm wird gelobt, was man den Menschen, die der weltweite Zinswahnsinn aus ihrer Heimat vertreibt, zum Vorwurf macht.

Viele der Menschen, über die Herr Sarrazin sich so verächtlich geäußert hat, sind Türken. Man verschweigt allerdings gern, dass es sich hierbei hauptsächlich um Kurden handelt, und der mittels Neuro-Linguistik-Programming funktionierende Meinungsspin der Medien hat es geschafft, dass bei vielen, die das Wort "Kurde" hören, dabei natürlich gleich PKK, Terroristen und Ehrenmorde assoziert wird. Nun, es mag sein, dass es bei den Kurden Terroristen und Ehrenmörder gibt. So etwas gibt es ja überall, sogar bei denjenigen, denen vollständig deutsches Blut durch die Adern fließt. Immerhin aber haben die "Ausländer" noch nicht dadurch von sich reden gemacht, dass sie ihre Kinder verhungern ließen, oder für Jahrzehnte in Verliese einsperrten und dann mehrere Kinder mit ihnen zeugten, aber wer weiß, vielleicht macht eine gelungene Integration auch das eines Tages möglich.

Zu den Kurden ihrerseits ist zu sagen, dass sie das größte Volk ohne eigenen Staat sind. Es gibt etwa 40 Millionen Kurden, von denen die meisten in der Türkei in einer Region leben, die manchen als Anatolien, manchen als Nord-Kurdistan bekannt ist. Diese Region wird von der türkischen Regierung massiv vernachlässigt, es gibt kaum Strom- und Wasseranschlüsse, Arbeitslosigkeit grassiert - kein Wunder, denn hierhin fließen keine Regierungsgelder, die einzige "Zuwendung" von staatlicher Seite ist das Aufgebot an Militär, dass in den wenigen etwas größeren Städten der Region beinahe im Minutentakt die Kreuzungen frequentiert, nicht selten in Panzern, die aus den Beständen der deutschen Bundeswehr stammen. Bei kulturellen Festen greift man auch gerne mal zur Waffe, verprügelt unbewaffnete Jugendliche und sogar Frauen:



14-jährigen Jugendliche wird da schon auch mal der Arm gebrochen, und die Bilder stolz im türkischen Fernsehen präsentiert:



In den Schulen darf meines Wissens kein Kurdisch gesprochen und schon gar nicht gelehrt werden. Daher ist das grammatikalische Verständnis für die eigene Sprache schon nicht besonders groß, kein Wunder, dass es im Ausland dann schwer fällt, eine Fremdsprache zu erlernen.

So könnte man dann schon als externer Beobachter wie ich, mit einigem Nachdenken auf unterschiedliche Erschwernisse auf dem Weg zur Integration kommen, als da wären:

- viele haben ihre Heimat nicht ganz freiwillig verlassen. Nicht das Fernweh, sondern die Perspektivlosigkeit im eigenen Land war der Motor für das Auswandern

- aufgrund der schlechten Situation in Bezug auf die Bildung ist schon das grammatikalische Verständnis für die eigene Sprache nicht sehr ausgeprägt

- Viele Ausländer kamen nach Deutschland, um den Arbeitskräftemangel der 60er Jahre zu beheben, wo sie vorwiegend unter Ausländern arbeiteten, die ebenfalls kaum Deutsch konnten, möglicherweise unter Führungspersonal, das sich im Land der Dichter und Denker häufig einer besonders gepflegten Sprache bediente, wie beispielsweise: "Du herkommen, du putzen..."

Wenn der Deutsch-Kurde Azad meint, man wäre als "Kanake gefickt in der deutschen Gesellschaft" dann hat er damit vielleicht nicht ganz unrecht:



Aber dies alles ist in der Schwarz-Weiß-Welt des Herrn Sarrazin, dem die von den Rundfunkräte kontrollierten Medien noch bei seiner Herumhetzerei salutieren, anstatt, wie es ihre Aufgabe wäre, die Hintergründe aufzudecken, noch nicht angekommen, und es wird wohl auch nichts mehr werden. Wir marschieren geradewegs auf ein Viertes Reich zu, und mit "Wehret den Anfängen" braucht hier keiner mehr anfangen - der Kahlschlag der SPD hat längst den Boden bereitet, für eine noch weitergehende Verarmung des Mittelstandes und dieser wird sie als Oppositionspartei aufgrund ihrer Glaubwürdigkeitsverlustes inhaltlich nichts mehr entgegenzusetzen haben. Bald wird es auch jenen kleinkarierten Spießer treffen, der sich verwundert die Augen reiben wird, wenn er feststellt, dass es mit "man muss eben nur wollen" auch nicht mehr funktioniert und in diesem Wissen versucht man jetzt also auf Hartz-IV Bezieher und Ausländer umzulenken - mein Gott, wie billig und leicht durchschaubar das alles doch ist.

Wir haben doch einmal "Nie wieder!" gesagt und gelernt, und merken nicht, wie "Nie wieder!" schon längst vorbereitet wird, und das noch von denselben Leuten wie damals...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Hallo Persiana,

Du hast recht, "Wehret den Anfängen" ist längst schon vorbei. Ich habe vorgestern "Fakt" gesehen. Ich schaue nur noch wenig fernsehen und Sendungen die ich früher ganz gut fand, entpuppen sich als Volksverdummung. Danke für den Hinweis auf den Artikel von Jean Ziegler. Der Satz darin von Immanuel Kant: Immanuel Kant hat gesagt: "Die Unmenschlichkeit, die einem anderen angetan wird, zerstört die Menschlichkeit in mir."
läßt mich weinen.

Liebe Grüße

E. Bonacker