Dienstag, 20. Oktober 2009

Das Lügengespinst zerreissen...

Die Ereignisse überschlagen sich, man kommt nicht zur Ruhe. Pleiten, Pleiten, Pleiten. Nun muss auch die Reformhauskette Vitalia Insolvenz anmelden, wie mir gestern gesagt wurde, obwohl die Ladenkette jahrzehntelang gut lief und Gewinne abwarf. Warum? Der Hauptinvestor, eine britische Bank, sei pleite gegangen, und nun müsse ein neuer gefunden werden.

Ich bin gespannt, ob es in einem halben oder einem ganzen Jahr noch Einrichtungen gibt, wo man überhaupt noch was einkaufen kann. Der Fall Vitalia wirft ein bezeichnendes Licht auf unser Geldssystem, dass es einigen wenigen Individuen erlaubt, durch gegen Zins vergebene Kredite auf Kosten der arbeitenden Bevölkerung stinkreich zu werden und gesunde Firmen und Unternehmen in einer immerwährenden Abhängigkeit zu halten. Denn wie ist es denn zu erklären, dass eine seit Jahrzehnten gut laufende Kette, die wohl offensichtlich Profite abwarf (sonst hätte sich doch nie ein Investor gefunden) sich in einer so großen Abhängigkeit von einem Investor befindet, dass sie bei dessen Pleite ebenfalls Insolvenz anmelden muss? Wie kam es, dass die Ladenkette nicht über Eigenkapital verfügt? Wo sind die Profite abgeblieben? Und warum kann die Ladenkette nicht weiterlaufen, obwohl offensichtlich Bedarf an seinen Produkten besteht und es genügend Arbeitskräfte gibt, die diese herstellen und verkaufen wollen? Seltsame Blüten treibt unser Wirtschaftssystem...

Wie dem auch sei, der Absturz geht weiter. Derweil probiert man wieder die alten Tricks aus, um von der bevorstehenden Misere abzulenken: Herr Sarrazin gefiel sich kürzlich darin, gegen Frauen "mit Kopftuch" herumzuhetzen, nicht wegen dem Kopftuch, sondern weil sie die Frechheit besitzen, auch noch ein Kind nach dem anderen in die Welt zu setzen. Und "der Deutsche" stürzt sich darauf. Im Fernsehen soll unlängst irgendeine Sendung gelaufen sein (ich habe Anne Will in Verdacht), in der man nachgewiesen habe, dass die Türken in Berlin selber schuld seien an ihrer schlechten beruflichen und sonstigen Perspektive, denn Nachkommen vietnamesischer Einwanderer schaffen es viel leichter auf weiterführende Schulen als türkische Kinder. Teile und herrsche mal wieder. Ablenken auf Randgruppen mal wieder. Und selbst intelligente Bürger fallen darauf rein. Manche fallen vielleicht auch gerne darauf rein. Als ob wir diese billigen Tricks aus der leidvollen Erfahrung aus unserer Geschichte nicht schon zur Genüge kennen sollten.

Nun ist mir die Situation speziell in Berlin nicht vertraut. Allerdings kenne ich Flüchtlingskinder, die zwar deutsch sprechen, selbiges aber ziemlich schlecht, und sie dringenden Bedarf an einem Deutsch-Unterricht hätten, um sich überhaupt integrieren zu können. Trotzdem müssen sie gemeinsam mit deutschen Kindern dieselbe Schule besuchen. Hauptschule natürlich, da sitzen die Nachfahren der Arbeiterkinder, mit denen kann mans ja machen. Wie das wohl funktioniert? Da kann nur eine Gruppe gefördert werden, der Rest versteht entweder nur Bahnhof oder langweilt sich. Gemeinsam sind nun Deutsche und Ausländer auf dem Abstellgleis. Auch eine Art zu integrieren - Integration in die Gruppe der Benachteiligten.
Aber es könnte ja noch schlimmer sein. Wie mir neulich zu Ohren kam, kommen Kinder, die gar kein Deutsch können sowieso gleich in die Förderschule.

Ja, da kann ich mir noch lang den Mund fusslig reden. Darüber dass das Ablenken auf Randgruppen nur über die wahren Ursachen der auf uns zu kommenden Misere hinwegtäuschen soll - das Geldsystem, und seiner ihm innewohnenden Gefahr der De- und Inflation, an der sich ja auch der Kleinbürger schuldig macht, wenn er sich einen Kredit für sein Haus aufnimmt. Er zahlt ja mindestens das Doppelte zurück, wie man weiß. Und wie viele aber nicht wissen, wird von der Bank der Kredit nicht aus den Einlagen anderer Sparer vergeben, sondern einfach aus dem Nichts geschaffen, mit den Spareinlagen als Feigenblatt. Das Ganze nennt sich Mindest-Reserve-System. Und bei diesem Vorgang wird das Geld für die fälligen Zinsen leider eben nicht mitgeschaffen. Und wo kommt das Geld dann her? Es muss jemandem anderen weggenommen werden. Anders kann es ja rein rechnerisch nicht funktionieren.Darunter leidet natürlich die Konsumenten-Nachfrage mit allen Folgen für die Arbeitsplätze. Arbeitsplätze werden dann abgebaut, Steuereinnahmen fehlen, Sozialeinnahmen fehlen. Und daher natürlich auch Geld für beispielsweise Integrationsmaßnahmen. Ein gutes Gewissen, dafür, das man so fleißig war, gespart und seinen Kredit abbezahlt hat, braucht man da überhaupt nicht zu haben. Man machte sich schuldig und wusste es nicht. Aber wie soll man jemandem so etwas zwischen Tür und Angel erklären?

Kaum möglich, auch wenn ich es trotzdem immer wieder versuche. Die Angst vor der Zukunft sitzt mir im Nacken. Wie soll das alles noch weiter gehen? Meine Bemühungen, gegen die Meinungsmache der Medien anzukommen gleichen dem Versuch, einen nicht enden wollenden, an mir vorbeidonnernden Güterzug übertönen zu wollen. Ich lese, und lese, ich rede und rede, ich schreibe und schreibe, und doch scheint das alles umsonst zu sein - ich erlebe, wie immer wieder nur die alten Vorurteile und Meinungen wiederholt werden, obwohl die Ungereimtheiten und Risse im Lügengespinst einem förmlich entgegenschreien sollten, und man eigentlich gar nicht mehr anders können sollte, als sich zu fragen: Was stimmt denn hier eigentlich nicht, hier ist doch irgendwas faul...

Manchmal will ich aufgeben, aber ich schaffe es nicht. Ich werde nicht einfach dasitzen und Däumchen drehen, bis sie mich irgendwann mal abholen kommen, um mich ins Gefängnis, zum Impfen oder in irgendein Lager zu bringen. Ich werde weiter lesen, schreiben und reden (mein nächster Plan: ein übersichtliches Flugblatt mit graphischer Darstellung der Zinsproblematik), obwohl es meiner Meinung nach schon nach 12 ist, und die meisten Leute immer noch keine Ahnung haben, immer noch Fernsehen schauen, immer noch Mainstream-Zeitung lesen und immer noch alles glauben...

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Danke für diesen Post.
Er spricht mir aus dem Herzen
Eddie