Montag, 5. Januar 2009

Leben in einem Wirtschaftssystem kurz vor Ablauf des Verfalldatums

Wer erinnert sich nicht noch an jene Zeit vor ca 8 Jahren, als Politiker, Unternehmer und sonstige Interessierte scharenweise bei Frau Sabine Christiansen und in andere Polit-Talkshows einfielen, und dem sich verwundert die Augen reibenden Bürger erzählten, Deutschland stünde vor dem Abgrund, sei "der kranke Mann" in Europa. Es müsse sich etwas ändern, der Staat und die Wirtschaft seien völlig pleite, ein Ruck müsse durch das Land gehen, ja es pfiffe schon aus dem letzten Loch....

"Ja, wie ist denn das möglich?" fragte sich wohl so manch einer. Wuchs doch die Wirtschaft, wenn auch nur wenige Prozent, aber doch immerhin, und jedes Wachstum bedeutet doch trotz allem sich vermehrenden Reichtum, oder? Und hatte man nicht erst vor ein paar Tagen gelesen, dass der Reichtum der Deutschen im vergangenen Jahr um Milliardenhöhe im zweistelligen Bereich gewachsen sei, , wenngleich auch die Nachricht klein in einer Randnotiz erschienen war, auffällig unauffällig neben dem "Wir-können-uns-die-soziale-Hängematte-nicht-mehr-leisten-Getöse"?

Die Antwort liegt in unserem Geld- und Wirtschaftssystem. Zum einen wird Geld wird als Schulden-Geld in Umlauf gebracht und zum anderen werden diese zunächst nicht mit Werten hinterlegten bunten Scheine von Seiten der Banken gegen Zins und Zinseszins verliehen.

Die europäische Zentralbank schafft Geld einfach durch eine Kreditvergabe an die Geschäftsbanken.
Auch die Geschäftsbanken haben die Möglichkeit Geld aus dem Nichts zu schöpfen: Durch Kreditvergabe an einen Bürger . Die Werte dafür müssen zwar erst von den ArbeitnehmerInnen auf dem Arbeitsmarkt geschaffen werden. Es wird etwas verliehen, was noch gar nicht existiert, sondern von Bevölkerung (unter anderem auch vom Kreditnehmer selbst) erst noch geschaffen werden muss. Und dafür sind Zinsen samt Zinseszinsen zu entrichten.

Die Erschaffung von Schulden-Geld in Kombination mit dem Zinseszins, der bei der Rückzahlung der Schulden ebenfalls fällig wird, enthält zwei Probleme. Die Zinseszins-Versprechungen an Banken und Aktionäre zwingen die Wirtschaft dazu, ebenfalls exponentiell zu wachsen. Exponentielles Wachstum ist aber auf die Dauer nicht möglich. Die Sprengkraft von exponentiellem Wachstum mag folgendes Beispiel veranschaulichen: Hätte Joseph bei der Geburt von Jesus einen Pfennig mit 5% Zinseszinsen angelegt, so wäre der Geldwert des Pfennigs bis zum Jahre 1992 auf einen so hohen Wert angewachsen, dass man damit eine Menge an Gold kaufen könnte, die dem Gewicht von 132 Milliarden! Erdkugeln entsprechen würde. Es dürfte wohl jedem klar sein, dass so ein Wachstum auf die Dauer nicht durchzuhalten ist.
Das Wachstum der Wirtschaft muss über kurz oder lang unter die Rendite-Erwartungend der Aktionäre sinken.

Da man von den Aktionären natürlich auf keinen Fall erwarten kann, "den Gürtel enger zu schnallen" und wenigstens für eine gewisse Zeit lang auf die exorbitant hohen Summen der aus dem Schuldendienst erwachsenden Erträge zu verzichten, wird deren Anteil am Gesamt-Brutto-Inlands-Produkt immer größer, während die Ansprüche derjenigen, die durch ihre Arbeit den materiellen Gegenwert des Geldes und damit den Wohlstand, überhaupt erst erschafffen, stetig und in sich beschleunigendem Maße schrumpfen. Die Zinseszinsdynamik sorgt also für eine sich beschleunigende Ungleichheit zwischen Arm und Reich.


Und es gibt noch ein Problem: Beim Buchungsvorgang wird nämlich nur der Wert des Kredites geschaffen, nicht aber der des Zinses! Das bedeutet, das für jeden Pfennig, der bei der Geburt Jesu mit 5% Zinsen angelegt worden wäre, 132 Milliarden Godkugeln vom Gewicht der Erdkugel fehlen würden!! Die Menge an Geld, die bis heute als Schulden existieren würde, übersteigt das Vorstellungsvermögen der Verfasserin, die Größen werden sich wohl im Bereich von goldenen Sonnensystemen abspielen...

Das ist alles starker Tobak, doch es kommt noch schlimmer. Aus der Tatsache, dass Geld als Schulden-Geld geschaffen wird, folgt noch etwas anderes: wenn tatsächlich alle Schuldner ihre Schulden zurückzahlen würden, dann würde sich kein Geld mehr im Umlauf befinden. Damit wir Geld haben und die Wirtschaft wachsen kann, muss irgendjemand verschuldet sein - wenn die Wirtschaft wachsen soll, muss auch die Verschuldung wachsen. Und aus der Verschuldung folgt durch die Dynamik des Zinseszinses eine sich immer weiter beschleunigende Umverteilung von den Taschen der Armen auf die Konten der Reichen.

So muss also weiterhin der kleine Mann sich einschränken, für immer weniger Geld und unter immer schlechter werdenden Arbeitsbedinugen schuften, um die Rendite-Erwartungen der Aktionäre zu befrieden. Wie lange das noch so weiter gehen soll, weiß eigentlich niemand so recht, die ersten Grenzen wurden schon überschritten, Tabus gebrochen, Grundrechte ausgehebelt, Renten gekürzt vorhandene Benachteiligungen durch Kürzungen zementiert .

Manch einer versteht es ja gar nicht, auf den ersten Blick scheint es gar keinen Sinn zu machen, denjenigen, der einen mästet, so lange zu piesacken, bis er vor lauter Erschöpfung zusammenbricht. Andere wiederum unken, dies alles sie eigentlich sogar geplant, denn jetzt werde es doch für die Aktionäre erst interessant: Denn Geld als solches ist ja nichts wert und nur etwa ein Viertel des auf der Welt zirkulierenden Geldes ist wirklich mit Waren und Dienstleistungen gedeckt, zum Teil ist sogar nur von einem Zwölftel die Rede. Richtig interessant wird es doch erst, wenn Firmen oder Privatpersonen pleite gehen, und deren Hab und Gut zwangsversteigert werden kann: Das "Schöne" an der Zwangsversteigerung ist ja, dass der Betroffene weder Zeit noch Möglichkeit hat,als als Verkäufer bzw. gleichwertiger Vertragspartner in Erscheinung zu treten: Die Bank konfisziert und verscherbelt sein Eigentum, und aufgrund der Pleitewellen bekommt der Enteignete häufig auch aufgrund der für ihn ungünstigen Marktlage (viel Angebot, wenig Nachfrage) nur einen Bruchteil von dem, was ihm die Bank als Kredit für den Erwerb des gewünschten Vermögenswertes eingeräumt hat.

Wer dieses System kritisiert, ist schnell als Antisemit verschrien , eine ziemlich unglaubwürdige Ausrede allerdings: Denn in den oberen Etagen der Eliten sind Angehörige sowohl jüdischen als auch christlichen Glaubens gleichermaßen vertreten. Die Sündenbock-Nummer würde auch so gar nicht mehr funktionieren - zumindest nicht in dieser Form. Wir haben dazugelernt und wissen, dass der Mörder nicht immer der Gärtner ist .

Doch wie lange sich der Bürger von heute noch ablenken lässt, weiß auch "Das Kapital" nicht. Immerhin sind die heutigen Möglichkeiten, sich zu informieren, auch dank des Internets und einer Vielzahl an lesenswerten Büchern viel größer als noch vor ein paar Jahrzehnten. Und wenn der Bürger erst einmal hinter diesen globalen Betrug gekommen ist, wird man sich schon einiges ausdenken müssen, um ihm begreiflich zu machen, warum er nun mit Haus und Hof für die völlige unnötig anwachsende Schuldenlast einstehen soll.

Da ist es kein Wunder, dass eifrig an der Aushebelung der Grundrechte gefeilt wird, allen voran an der Versammlungsfreiheit und außerdem muss Vater Staat ja auch wissen, welche Seiten der Bürger so alles ansurft .

Und wenn das alles nichts hilft, dann muss eben ein wieder ein Krieg her - es wäre ja nicht das erstemal, dass Probleme auf die Art und Weise gelöst wurden. Er lenkt den Bürger ab, dezimiert die Bevölkerung und bietet außerdem dem Überhang-Kapital, dass auf der Suche nach einträglichen Rendite-Forderungen ist, schöne Wachstumsmöglichkeiten.
In der EU-Verfassung wurde schon versucht, die ersten Grundlagen dafür zu schaffen.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Kurz und knapp schön das "Bankgeheimnis" auf den Punkt gebracht. Was mich aber nochmehr als unser komisches Geld und Zinssysten beeindruckt, ist dass viele Leute gar nicht wissen wollen, wie es funktioniert.
Eins würde ich noch ergänzen wollen, weil das die Dynamik des Ganzen nochmal erhöht. Die Umsatzerlöse liegen ja naturgemäß über den Löhnkosten, wonach auch von dieser Seite die Notwendikeit von Krediten entssteht, mit den von dir beschriebenen Folgen.