Sonntag, 5. April 2020

Medienberichterstattung während der Corona-Krise

Erschreckende Bilder aus Italien sehen wir in diesen Tagen im Fernsehen, wir beobachten wie die Corona-Epidemie so viele Menschen dahinrafft, dass die Krematorien mit dem Verbrennen der Leichen gar nicht mehr nachkommen. Es werden besorgniserregend hoch klingende Zahlen genannt, und manch ein Zeitgenosse berichtet mir, es seien 1000 Menschen in einer kleinen Stadt Bergamo gestorben, ein anderer sagte mir, es hätte gestern mehr als 12 000 Corona Tote am Tag gegeben.


Ich versuche jetzt einfach mal anhand eines Artikels, die Zahlen in Ruhe durchzugehen, z.B

Italien:Studie geht von doppelt so viel Toten aus

 Hier heißt es

"Amtlichen Zahlen nach starben in der italienischen Provinz Bergamo 2060 Menschen. Eine Datenanalyse zeigt, dass es doppelt so viele Tote sein könnten.

In der italienischen Provinz Bergamo sind vermutlich doppelt so viele Menschen an den Folgen einer Corona-Virus Infektion gestorben, wie offiziell ermittelt wurde. Zu dem Schluss ist eine neue Studie der Tageszeitung "L'Eco die Bergamo' gemeinsam mit einer Datenanalysefirma gekommen."

Wir erfahren also, dass 2060 Personen gestorben sind, aber nicht in welchem Zeitraum. Und wieviele Menschen sterben denn eigentlich überhaupt pro Tag in einem Land wie Italien oder Deutschland?

Wer googelt und nachliest (Bibliotheken haben in diesen Tagen geschlossen, da bleibt nur noch das Internet) erfährt, dass die durchschnittliche Mortalitätsrate Italiens bei 10,5% liegt.

Wie wir aus dem Artikel erfahren, leben in der Provinz Bergamo 1,1 Millionen Menschen.
Durchschnittlich würden also normalerweise sterben: 1 100 000 x 0,0105 =11 550 Menschen pro Jahr, pro Monat 963, pro Tag ca 32 im Durchschnitt.
Man muss hierbei auch beachten, dass es sich um einen Durchschnittswert handelt. Während der der Grippesaison, die von der 40. Kalenderwoche bis zur 20. Kalenderwoche reicht, ist die Mortalitätsrate entsprechend höher, im Sommer dann niedriger.

Damit wären wir jetzt schon einen Schritt weiter, jetzt fehlt uns nur noch der Zeitraum, in dem sich diese 2060 im Artikel genannten Todesfälle ereignet haben und inwiefern sich dies auf den Durchschnitt ausgewirkt hat. Das wird uns aber leider nicht verraten. So können wir zu dieser genannten Zahl überhaupt keinen Bezug herstellen. Was für einen Informationswert hat so eine Aussage dann? Ich finde - keinen!

Weiter heißt es, die Tageszeitung "L'Eco di Bergamo" habe mit einer Datenanalysefirma eine Studie angestellt, und vermutlich seien doppelt so viele Menschen als offiziell verlautbart an dem Killervirus gestorben. Vermutlich also, soso... Ich weiß nicht, über wie viel medizinisches Fachwissen eine Tageszeitung und eine namenlose Datenanalysefirma verfügt und ob dies reicht, um so eine Studie durchführen zu können. Eine Begründung für ihre Vermutung nennen sie aber immerhin:
Viele Menschen, die zu Hause oder in Pflegeeinrichtungen gestorben seien, seien nicht getestet worden.
Aha. Dann kann man sie ja einfach zu Statistik der Corona Todesfälle dazuzählen. Alles klar.

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