Dienstag, 29. März 2011

Die Welt nach 3/11

"Eine große Krise sollte nie ungenutzt bleiben" so meinte Henry Kissinger. Wer Naomi Kleins Buch: "Die Schock-Strategie - Aufstieg des Katastropen-Kapitalismus" gelesen hat, weiß, dass eine Krise selten dazu benutzt wird, die Bedingungen der Normalbevölkerung zu verbessern - eigentlich nie. Vielmehr halten die Big Player, diejenigen mit Geld und Macht das Ruder fest in der Hand und locken die Menschen im Namen der Sicherheit immer tiefer in einen Kontrollmoloch und eine, wie auch immer geartete Abhängigkeit.

Wir haben das erlebt nach dem Anschlag von 9/11. Die Welt war nicht mehr dieselbe wie an dem Tag davor. Wenn es wirklich möglich war, dass der Anschlag von Tausenden Menschen live im Fernsehen übertragen werden konnte, ohne dass der mächtigste Staat der Erde, die Atommacht USA, dem irgendetwas entgegenzusetzen hatte, und - wie wir alle - ohnmächtig mit ansehen musste, wie Unschuldige in Massen zu Tode kamen, dann war keiner von uns mehr sicher.

Nachdem das Unheil angerichtet, die ohnehin wegen der Asbestbelastung zum Abriss vorgesehenen Zwillingstürme in Schutt und Asche gelegt worden und die Menschen tot waren, danach handelte die Supermacht allerdings schnell: Zwei Angriffskriege waren schnell beschlossen, und neue Gesetze, die unserer aller Sicherheit dienen sollte, sogleich verabschiedet. Wer sich dagegen ausspricht, macht sich sogleich verdächtig, irgendetwas "zu verbergen" zu haben.
So wachsen Datenbanken und Abkommen zum Austausch derselben und viele haben längst vergessen und wollen nicht wahrhaben, wie es sein kann, in einem Staat zu leben, dem der Bürger ungeschützt und ohne jegliche Grundrecht wehrlos ausgeliefert ist.

Nun haben wir eine neue Katastrophe erlebt. Beinahe schick und für spätere Geschichtsstudenten griffig zu lernen: Die Katastrophe in Fukushima von 3/11. Und auch nach diesem Tag wird die Welt nie wieder die sein, die sie einmal war. Schon allein die sich täglich akkumulierenden Strahlenbelastungen von Wasser und Erdboden, die auf Jahrtausende bestehen bleiben wird, sorgen dafür, dass nichts mehr so sein wird, so sein kann, wie es einmal war. Erst langsam hebt sich der Nebel, wird sichtbar, was da geschehen ist, und welche Folgen das Desaster für uns alle haben wird.

Und auch diese Krise wird man nicht ungenutzt verstreichen lassen. Die friedliche Nutzung der Atomkraft neigt sich dem Ende zu. Das wusste ich aber schon vorher, spätestens seit der Riesen-Demo der Atomkraftgegner im November letzten Jahres. Irgendetwas sagte mir, dass das kein Zufall war, dass sich so viele Menschen dort versammelt hatten -neigt doch der Normalbürger in der Regel nicht dazu, großartig etwas ändern zu wollen, solange er nicht von schrecklichen Desastern selbst betroffen ist. Und schon vorher hatten Atomkraftgegner immer wieder die Straßen gesäumt und mir Hochglanzflyer in die Hand gedrückt, in denen ich darüber informiert wurde, dass die Atomkraft gar nicht 'billig' sei, sondern dass die Stromkonzerne damit einen großen Profit machten (ja, klar, wenn etwas billig ist, ist doch auch die Gewinnspanne hoch oder nicht?) und dass Atomkraft ja gar kein CO2 spare(wozu auch?).

Von der Wiederverstaatlichung der Energie-Konzerne habe ich da kein Wort gelesen, und auch nicht darüber, wie die NOCH höheren Energiepreise von einer immer weiter verarmenden Bevölkerung getrogen werden sollen. Umso enttäuschender war für mich die schwache Beteiligung der Demonstration in Berlin, die sich gegen das Sparpaket der Regierung wendete. Hier hat wohl niemand Geld gespendet, um Hochglanz-Flyer zu drucken und entsprechende Stimmung zu machen?

Nun, wie es der Teufel so wollte, musste dieses schrecklich Unglück in Japan geschehen, und das wird wohl das endgültige Aus für die Energie-Gewinnung aus Atomkraft bedeuten - was wohl kaum zu bedauern ist, auch wenn ich der Berichterstattung über das Unglück sehr skeptisch gegenüber stehe. Japan ist ein sehr erdbebengefährdetes Gebiet und dementsprechend sind auch seine Gebäude errichtet. Aber was die Katastrophe ausgelöst hatte, war der Tsunami - auch dagegen war das Kraftwerk eigentlich gesichert, mit einer Mauer, die eine Welle von bis zu 5.4 Metern aufgefangen hätte. Ich nehme mal an, diese Daten entsprechen, wie es in der Gebäudetechnik üblich ist, einem realistischen Wert PLUS einer Sicherheitstoleranz. Die Japaner leben schon seit sehr langer Zeit in Japan, und müssten doch eigentlich wissen, dass ihr Gebiet von Erdbeben und Tsunamis gefährdet ist.

Nun hatte diese Monsterwelle aber ein Höhe von 10 Metern, also beinahe das Doppelte. Zwar haben im Jahr 1978 insgesamt 47 Staaten die sogenannte ENMOD-Konvention unterschrieben in denen sich alle Unterzeichnenden verpflichten, von militärischen Eingriffen in Umweltabläufe Abstand zu nehmen. Und wer da unterschrieben hat, wird sich ja wohl auch dran gehalten haben und nicht auf die Idee gekommen sein, etwa Gebrauch von Techniken zu machen, die etwa Erdbeben oder Tsunamis auslösen könnten, wie es zur Erläuterung zu Artikel II ('Understanding relating to article II') heißt.

Wie dem auch sei, auch diese Krise wird nicht ungenutzt verstreichen. Nachdem man dank Greenpeace und ähnlicher sicherlich völlig unabhängiger Umweltorganisationen wegen der Umweltvergiftung durch CO2, das sowohl im Ausland als auch auch hierzulande einmütig als Klimakiller ausgemacht wurde, immer mehr Kohlekraftwerke vom Netz genommen hat, und auch nicht wieder in Betrieb nehmen wird, bleiben nur noch die einfach nur noch irrsinnig teuer zu nennenden, und immer noch ineffizienten 'erneuerbaren Energien'. Derweil schwört man durch stundenweises Stromabschalten die Öffentlichkeit auf die goldenen Zeiten von Geburtenkontrolle und Energieverknappung ein.

Greenpeaceführer, wir folgen euch...


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