Donnerstag, 21. Mai 2009

Ich will keine Schokolade!

"The Antichrist is born" so glaubte ich verstanden zu haben, als ich mir am Samstag, den 16. Mai 2009, die Aufführung der ukrainischen Sängerin Svetlana Lobada beim Eurovision Song Contest ansah.

Nicht dass ich jetzt übermäßig religiös wäre, aber die Verwendung von antichristlichen Symbolen ist mir denn doch irgendwie unheimlich, letztendlich handelt es sich beim Satanismus ja auch um eine Religion. Nur steht in diesem Glaubensmuster eben alles auf dem Kopf. Das ist mir denn doch bei aller Toleranz etwas zu viel des Guten, beziehungsweise des Bösen. Von mir aus soll jeder glauben was er will, solange er andere Leute damit in Ruhe lässt, und aus seinem Glauben keine Handlungen resultieren, die anderen Menschen zum Schaden gereichen, aber davon kann man bei Anhängern des Satanismus eben nicht ausgehen - es wird ihnen ja häufig - und das wohl auch nicht zu Unrecht - nachgesagt, sie würden rituelle Menschenopfer bringen und Totenkulte betreiben.

Es gefällt mir daher ganz und gar nicht, dass auf der Rückseite meines Personalausweises (und der Personalausweise aller Deutschen) Symbole zu sehen sind, die auffallend an satanische Symbole erinnern. Da wären einmal die Umrisse eines ominösen Zeichens , in denen Leute mit ausreichender Phantasie den Kopf einer Ziegenbockes zu erkennen glauben, desweiteren im Wasserzeichen ein Adler mit einem umgekehrten Kreuz. Ich frage mich, wer das entworfen und entschieden hat, dass wir mit so etwas in der Tasche herumlaufen müssen.

Aber für solche Fragen gibt es ja bekanntlich die gute alte "Verschwörungstheorie", in der Menschen mit ähnlich lebhafter Phantasie wie ich, zu erkennen glauben, dass es Menschen auf diesem Planeten gibt, die die Geschicke der Menschheit hinter den Kulissen steuern, und in konspirativen Treffen wie beispielsweise der der angeblich ganz harmlosen Bilderberger weitreichend Entscheidungen für unser aller Zukunft treffen - denn es ist ja wirklich sehr viel beruhigender einen oder mehrere Bösewichter auszumachen, als zuzugeben, dass es sich natürlich nur um Zufall handelt, dass nach und nach der gesamte Planet von Mord und Zerstörung heimgesucht wird - die Wissenschaft will ja festgestellt haben, dass dem Menschen als solches ja schon ein Todestrieb von Natur aus zu eigen ist.
Ich persönlich habe zwar noch bei niemandem, den ich kenne einen solchen feststellen können - meiner Meinung nach gäbe es den Planeten Erde schon gar nicht mehr, wenn wirklich der Mensch als solches so zerstörungswütig wäre wie behauptet, oder zumindest wäre die Mächte doch ein wenig mehr im Gleichgewicht, und es gäbe nicht dieses extreme Auseinanderklaffen von arm und reich. Die Menschen, die ich kenne sind meines Erachtens eher bequem, wollen am liebsten, dass alles so bleibt wie es ist - und sei die Ungerechtigkeit auf Erden auch noch so himmelschreiend. Ich erlebe die meisten Menschen eigentlich eher als sehr friedlich, wenn auch ziemlich denkfaul und leicht manipulierbar. Aber wenn die Wissenschaft etwas anderes festgestellt hat, dann wird es schon so sein, nicht wahr...

Und was die Verschwörungstheorie betrifft, so sind das bestimmt lediglich - wie die Wissenschaftler und Journalisten im Chor singen, oder sollte ich sagen im Gleichschritt behaupten - Auswüchse einer Spinnerei paranoider Zeitgenossen, genau wie die abstrusen Behauptungen über die der Humanität und der Brüderlichkeit verpflichteten Freimaurer, die schon häufig, und natürlich ganz zu Unrecht der bösen Verschwörungstheorie zum Opfer gefallen sind. Ob dies wohl damit zusammenhängen mag, dass es Leute gibt, die die Insiderquellen der Freimaurer gelesen haben und festgestellt haben wollen, dass es sich hierbei keineswegs um einen mildtätigen Verein, sondern vielmehr um eine Religion handelt, die den anderern drei Weltreligionen vorangegangen ist - erwähnt doch Hochrangiger Freimaurer Albert Pike in seinem Werk "Morals and Dogma" selbst okkultes Wissen alter Magier, das die Grundlage für die Riten der Freimaurer sein soll.

Und nun sieht eine Widerständlerin gegen die "Zufallstheorie" sich noch am Samstag-Abend eine Sendung im öffentlich rechtlichen Fernsehen an und glaubt "The Anti-Christ is Born" verstanden zu haben. Glaubt den Kostümen der Tänzer, die - zumindest was die Kopfbedeckung betrifft (viel mehr an Kostüm war ja nicht vorhanden) - einen Hinweis auf römische Soldaten, will heißen, auf Krieg, entnehmen zu können. Glaubt der Aufmachung der Tänzerin entnehmen zu können, dass die Weltwirtschaftskrise in Zukunft nicht nur in den ehemaligen Ländern des Warschauer Paktes, sondern auch bei uns dazu führen wird, dass Frauen in die Prostitution gezwungen werden. Bereits die jetzige Hartz IV Gesetzgebung enthält die rechtliche Grundlage, denn "was nicht sittenwidrig ist, ist auch zumutbar" und der Hartz-IV Empfänger darf zu jeder nicht-sittenwidrigen Arbeit unter Androhung von Leistungskürzungen gezwungen werden.



Die Sache ließ mir keine Ruhe. Ich recherchierte im Internet noch einmal, ich wollte wissen, was genau die Sängerin gesungen hat. Und nun die Auflösung "Be my Valentine" hieß der Song. Nicht der "AntiChrist" sondern die Anticrisis -Girl ist das, was uns Frauen bevorsteht.

Alles in Butter also?

Oder sollte ich sagen, alles in Schokolade?



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